Die Schilddrüse beim Hund – ein wichtiges Organ

Was ist die Schilddrüse?

Schilddrüsenerkrankungen gehören zu einer der häufigsten und schwersten Erkrankungen bei Hunden. Dennoch werden sie häufig erst spät festgestellt oder mit anderen Erkrankungen verwechselt. Dabei kann die Erkrankung der Schilddrüse enorme Auswirkungen auf den Hund haben. Um diese Auswirkungen jedoch verstehen zu können, muss man sich erst einmal mit der Schilddrüse und ihrer Funktion auseinandersetzen.

Funktion der Schilddrüse

Die Schilddrüse ist im Hundekörper, genau wie beim Menschen da, um Iod zu speichern und Hormone zu bilden und freizusetzen. Iod ist ein Element, das natürlicherweise in der Natur vorkommt. Es wird vor allem in Form von Iodsalzen, zum Beispiel mit Speisesalz, in den Körper aufgenommen. Iod wird zur Bildung der Schilddrüsenhormone benötigt.

Die Schilddrüse stellt zwei Hormone – Triiodthyronin und Thyroxin – sowie das Peptidhormon Calcitonin her.

Triiodthyronin und Thyroxin

Triiodthyronin und Thyroxin sind iodhaltige Hormone und unterscheiden sich in der Anzahl der gebundenen Iod-Atome. Triiodthyronin bindet drei Iod-Atome, während Thyroxin vier bindet. Daher werden die beiden Hormone auch einfach T3 und T4 genannt.

T3 ist das wirksamere der beiden Schilddrüsenhormone. Es übersteigt die Aktivität etwa um ein 4-faches. Die beiden Hormone wirken dennoch ähnlich und lösen die gleichen Reaktionen im Körper auf. T3 und T4 wirken besonders auf den Stoffwechsel und nehmen hier eine aktivierende Funktion an. Auch auf die Entwicklung und das Wachstum des Körpers haben die beiden Hormone einen starken Einfluss.

Gesteuert wird die Ausschüttung von T3 durch das sogenannte TSH – das Thyreoidea stimulierende Hormon. Dieses wird wiederum durch die Stimulation mit TRH (Thyrotropin Releasing Hormone) freigesetzt. Einen Überblick über diese Reaktionen bietet unten stehendes Bild.

Schilddrüse

In dieser Abbildung wird die Funktion der Schilddrüse auf einen Blick dargestellt.

Calcitonin

Calcitonin ist ein Peptidhormon, welches eine Rolle im Calcium- und Phosphathaushalt des Körpers einnimmt. Es regelt den Calciumgehalt des Blutes herunter. Im Vergleich zu anderen Hormonen mit ähnlicher oder entgegengesetzer Wirkung hat es eine eher geringe Wirkung. Trotzdem ist es wichtig, sich klarzumachen, dass auch Calcitonin von der Schilddrüse produziert wird.

Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Bei der Schilddrüsenunterfunktion ist die Funktion der Schilddrüse in der Hinsicht gestört, dass nicht genügend Schilddrüsenhormone hergestellt werden. Der Körper gerät aus dem Gleichgewicht. Wie auch die Überfunktion kann die Unterfunktion mehrere Ursachen haben. Je nachdem, wo der Ursprung der Störung liegt unerschiedet man zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Schilddrüsenunterfunktion.

Die primäre Schilddrüsenfunktion bezeichnet alle Erkrankungen, bei denen der Grund des Hormonmangels darin begründet, dass das Gewebe der Schilddrüse beziehungsweise die Schilddrüse direkt betroffen und beschädigt ist.

Von einer sekundären Schilddrüsenunterfunktion spricht man, wenn der Regelkreis, der sich direkt auf die Schilddrüse auswirkt, beeinträchtigt ist. Wie in der Abbildung weiter oben zu sehen ist, wird die Schilddrüse durch von der Hypophyse gebildetes TSH zum Ausschütten von T3 und t4 angeregt. Eine sekundäre Schilddrüsenunterfunktion tritt also dann ein, wenn die Funktion der Hypophyse beeinträchtigt ist.

Eine tertiäre Schilddrüsenunterfunktion tritt auf, wenn der Hypothalamus betroffen ist und kein oder nicht genug TRH ausschüttet, welches die Ausschüttung von TSH bewirkt und somit die Produktion und Freisetzung von T3 und T4 bedingt.

Symptome

Eine Schilddrüsenunterfunktion macht sich beim Hund durch mehrere Symptome bemerkbar:

  • der Hund wirkt müde und abgeschlagen, er schläft mehr als üblich
  • die Stimmung des Hundes ist gedrückt
  • das Gewicht des Hundes steigt, obwohl er nicht mehr zu Fressen bekommt als sonst
  • Schwellung des Unterhautbindegewebes im Gesicht: der hund wirkt teigig und hat einen traurigen Gesichtsausdruck

Behandlung

Die Schilddrüsenunterfunktion wird meist mit der Einnahmen von L-Thyroxin, also T4, behandelt. Hierdurch wird der mangel an Hormon ausgeglichen und im Körper des Hundes kann sich wieder ein gesundes Gleichgewicht einstellen. Häufig wird auf das Mittel Forthyron zurückgegriffen.

Diagnostik

Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung der Schilddrüse, wird eine Blutprobe entnommen. Diese kann auf unterschiedliche Werte untersucht werden. Die betroffenden Werte sind in unten stehender Tabelle aufgelistet.

WertErklärungReferenzbereich
T4gebundenes Thyroxin im Körper1,3-4,5 µg/dl
TSHThyreoidea stimulierendes Hormon< 0,6 ng/ml
fT4freies Thyroxin im Körper7,7-47,6 pmol/l
T3gebundenes Triiodthyronin20-206 ng/ml
fT3freies Triiosthyronin3,7-9,2 pmol/l

Anhand dieser Werte kann festgestellt werden, ob eine Funktionsstörung der Schilddrüse vorliegt und ob es sich um eine Unterfunktion handelt. Um gegebenenfalls die tiefer gehenden Gründe für den Hormonmangel aufzudecken, können noch andere Untersuchungen und Tests durchgeführt werden.

Stimulationstest

Dieser Test wird durchgeführt, ob der “Fehler” wirklich in der Schilddrüse oder in der Kontrolle der Schilddrüse liegt. Hierzu wird dem Hund TRH gespritzt. Dieses ist, wie oben beschrieben, dazu da, die Hypophyse zur Bildung von TSH anzuregen. Der TSH-Wert wird vor und eine halbe Stunde nach der TRH-Injektion gemessen. Bei einer “normalen” Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH-Wert schon vor der Gabe von TRH erhöht, da der Körper den mangel an T3 und T4 ausgleichen will. Liegt eine Störung der Hypophyse vor, ändert sich der TSH-Wert nicht. Bei gesunden Hunden steigt der TSH-Wert nach Zugabe von TRH stark an.

Gefahren im Futter?

Leider der Hund an Schilddrüsenunterfunktion, wird er klassischerweise vom Tierarzt auf die Zugabe von L-Thyroxin eingestellt. Dazu wird L-Thyroxin in Form von Tabletten beigefüttert und die Blutwerte des Hundes werden regelmäßig kontrolliert, bis die richtige Dosis feststeht.

Hunde können also, unabhängig vom Iodgehalt des Futters, stabil auf eine Dosis L-Thyroxin eingestellt werden. Da bei gleichbleibendem Futter auch die Aufnahme von Iod gleich bleibt, stellt dieses keine Gefahr für den Hundekörper dar. Allerdings ist Vorsicht geboten bei unregelmäßiger Fütterung wie dem BARFen. Da hier oft die Art des Fleisches wechselt – reiner Muskel, Schlund, Leber etc – ist die Konzentration von Iod schwankend. So kann der Hund nicht stabil eingestellt werden und eine Gefährdung der Behandlung ist möglich. Hier sollte dringend Rücksprache mit dem Tierarzt gehalten werden.

FAQ Schilddrüsenunterfunktion

Wie lange muss mein Hund die Tabletten nehmen?

Unglücklicherweise müssen Hunde mit Schilddrüsenunterfunktion die L-Thyroxin-Tabletten meist für den Rest ihres Lebens nehmen. Die Zufütterung von T4 sorgt zwar dafür, dass dem Hund genügend Schilddrüsenhormone zuf Verfügung stehen. Doch der Grund für die Unterversorgung, die Schilddrüsenunterfunktion, kann nicht behandelt werden.

Mein Hund hat die beschriebenen Symptome, aber die Messwerte sind normal.

Sofern kein anderer Verdacht oder eine andere Erkrankung besteht, sollte T4 versuchsweise verabreicht werden. Es kann sein, dass der betroffene Hund Werte im subklinischen Bereich aufweist. Dieser Bereich ist etwa im unteren Drittel des angegebenen Toleranzbereichs und ist der Bereich, in dem der Wert für den Großteil der Hunde noch in Ordnung ist, wo für einige Hunde aber schon Symptome auftreten können. Da jeder Hund einzigartig ist, kann es also durchaus sein, dass trotz Werte im unteren Toleranzbereich eine Erkrankung besteht.

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